Montag, August 04, 2008

Macht hoch die Tür! - Dreistunden-Enduro "Vor den Toren Hannovers"

"Nee", sagt Sascha. "Wir müssen das Kreuz in die Mitte, dann die Stangen rein." Die blecherne Petroleumlampe beleuchtet eher schwächlich die Szene. Der Fahrerpavillon nimmt langsam Form an. Nachts, in Brelingen, vor den Toren Hannovers. Morgen startet das Dreistundenenduro, jetzt baut man noch frierend am Fahrerlager rum. Es ist halb eins. Der Pavillon steht, das Zelt auch, das Bier schmeckt so lala, ein weing fad.

Der Spiegel könne aber gefährlich werden, sagt der kleine Mann bei der technischen Abnahme. Ich hebe die Augenbrauen und frage nach: "Hä?". Naja sagt er, wenn du mit dem Helm erst auf den Spiegel und dann auf das Lenkerpolster knallst. "Aha!". Ich sage, ich sei der einzige im ganzen Starterfeld der überhaupt "vorschriftsmäßig" mit einem Spiegel fahre, kneife mir in die Hand, um nicht laut loszulachen. Er guckt mich fragend an, sagt auch "Aha!?". Die losen Nieten im SP (Auspuff), die Glockenspiel ähnlich rasseln würden, müsste ich den Motor starten, scheinen ihn nicht zu interessieren. Ich mag diese Art der technischen Abnahme.

Guten Tag - dein Hinterrad
Wenn das Hinterrad von hinten an den Helm klopft, der Fahrer sich sein schönes "BERGOS"- Shirt im einzigen Matschloch weit und breit einsaut, weiß er - das Rennen hat begonnen. Der Hügel kam überaschend, irgendwie, und war kurz, böse und steil. Über den Lenker abgesessen sitzte dann da wie nen kleines Kind mit breiten Beinen, zwischen den ganzen Bauklötzen und staunst. 'Stimmt - der Start ist schon gelaufen!', ein erster Gedanke. Der zweite: 'So vor fünf Minuten!'. Jetzt sind es noch zwei Stunden und fünfundfuffzich Minuten. Die Aufgabe - fahre so viele Runden wie möglich. Die Voraussetzung - wach sein. Die Strecke - eine Runde gut zwölf Kilometer. Na dann, auffi.

Kaffekränzchen
Sand, Lehm, Beton, Apshalt, Auffahrten, Abfahrten. Was bleibt in Erinnerung. Zum Beispiel die gesteckte Spirale auf dem Acker. Gefühlte fünf Minuten fährt man im Kreis und glaubt gleich die restlichen 23o Fahrer zu treffen, in der Mitte. Statt dessen geht es zu einer Auffahrt. Mit dem Drehwurm im Kopf. Ich glaube, das war Absicht. Böse Streckenplaner.

Sascha ist mit seiner BETA weit und breit nicht zu sehen. Also weiter. Die erste Veranstaltung seit drei Jahren, seit dem Abflug in Holland damals, mit all' den Folgen. Darum heute: Easy fahren, als Training betrachten, nein, als Kaffeekränzchen. Durch den Betontunnel, auf den Lenker aufpassen, der rechts und links nur vier Zentimeter Platz hat. Raus. Hell. Augen zu, hinstellen, zwanzig Meter Beton mit Sand drauf, kurze Auffahrt, tiefer Sand. Stehen bleiben, konzentrieren. Hände entlasten, wieder etwas in die Knie, am Gas bleiben, dritter Gang.

Ende Gelände
Es geht auf Start-Ziel zu. Meine persönliche Rennärztin steht am Rand. "Wie spät ist es, wie lange noch?". Es sei bereits halb fünf, sagt Sandra. Gefühlt war ich eine Stunde unterwegs, real schon zweieinhalb. Helm wieder auf, Startknopf drücken, der Motor brabbelt vor sich hin, erzählt mir Geschichten. Weiter. Sascha der Pavillon-Aufbauer - Fehlanzeige.

Nach drei Stunden die karierte Zielfahne. Das Hirn voller Adrenalin, mit einem Grinsen von hier bis Mexico gehts ins Fahrerlager. "Muss mal gerade sitzen bleiben", sage ich zu Sandra. "Ist gerade besser!" Der Helm bleibt drauf. Ein Adrenalin-Grinsen wirkt auf Unbeteiligte immer etwas debil. Erst nach fünf Minuten gehts runter von der Sitzbank, auf den Stuhl. Wasser. Von hinten kommt der bekloppte Mäcces und hängt am Hals. "Bumsberti!", sagt er und steckt mir fast die Zunge ins Ohr. Oder hat er es getan? Dann kommt Sascha um die Ecke. Den Unterarm im Gips. Sascha ist da ins Flat gesprungen, wo man es nicht hätte tun sollen. Technischer Defekt an der Bremse, sagt er.

Schön wars. Auch die anschließende Dusche mit der grünen eineinhalb Liter Pastikwasserflasche eines Discounters. Motorrad heile, Knochen heile. Pavillon kaputt. Der hatte sich in der Zwischenzeit dem Wind vor den Toren Hannovers gebeugt. Wir verbeugen uns auch. Nach hinten. Mit einem Bier am Hals, das wesentlich besser schmeckt, als noch gestern Abend.

Auftrag erfüllt
Die Anweisungen des Teamchefs waren klar formuliert: "Komm' bloß heile wieder!". Axel Bergfeld fühlte vermutlich an seinem geschraubten Schlüsselbein, als er die Prämisse ausgab.



Ergebnis:
Platz 21 in der Klasse 1.
Dafür, dass ich ein komplettes Picknickbesteck an Bord hatte ...


Also. GreetZ vom langsamsten Teamfahrer der westlichen Welt - Munter bleiben. Bumsbergo!

post scriptum:
Bomberts persönliche Rennärztin (links, mit ihrer Teampartnerin Bloody Mary) fuhr natürlich auch.










11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das hat die Bombe abba schön geschrieben!
von der Nordseeküste grüßt der Stollenreiter

Anonym hat gesagt…

JAJA die Spirale! Die habe ich auch in Erinnerung

Anonym hat gesagt…

Bumsi,..Janz großes Kino!
Weiter so!

Anonym hat gesagt…

(na geht doch)

Haste schön geschrieben Bumsi wirklich sehr schön, da könnt man gleich nocmal hinfahren , wenn man das liest. :-)

eliot hat gesagt…

Schoener Bericht, haettest noch ein paar Fotos mehr einfuegen sollen, waere noch besser gewesen.

Anonym hat gesagt…

Schön Bumsbert, wirklich schön! Da bin ich doch direkt mal froh in Luxemburg gewesen zu sein und nicht auf so `ne Jungmädchenveranstaltung wo man(n) schon nach 5 Minuten breitbeinig im Dreck sitzt. ;-)

Neeeee Ingo, hab doch nur schbass g`macht. :-)

Anonym hat gesagt…

Läst sich gut lesen! Schade, dass du lekker meisje schon ne persönliche Rennärztin hast ;-)Bussi

Anonym hat gesagt…

tach herr Bumsberti ;-)


wie immer ganz großes tennis , kennt man ja nich anders von dir

gruß von 00 Schneider

Anonym hat gesagt…

So Schwu**enbande! Ich bin ein Mädel und find Bombe (alias lekker meisje) dufte, so was soll es geben :-)

Anonym hat gesagt…

NIX DA!

Ingo,Bumsi,bärchen gehört uns!

xD

Anonym hat gesagt…

Nun schweift mal nicht Thema ab hier gehts nicht um Liebe sondern um eine knallharte Enduroveranstaltung ;-)